Das erste Themenheft greift den Titel der Zeitschrift im Sinn eines programmatischen Anspruchs auf: eine offene Auseinandersetzung mit Italien, sowohl in Hinblick auf die Disziplin und den Gegenstandsbereich, als auch auf die methodischen Zugänge und die mediale Kommunikationsform. Das Heft kreuzt philologische und kulturwissenschaftliche Zugänge und schlägt dabei eine Neuperspektivierung und Öffnung italianistischer Traditionen und Gegenstandsbereiche sowie eine Neulektüre kanonisierter Autoren und Theorien vor. Die Nummer versteht sich so als Suche nach grenzüberschreitenden Praxen der Italienstudien, besonders auch solchen, die quer zu allzu engen Traditionen und Moden verlaufen.

Die sechs Beiträge kreisen um zwei Bereiche: Sie unternehmen erstens von unterschiedlichen Standpunkten aus eine Revision. Bruno Gervasi und Ottmar Ette greifen direkt und indirekt die Frage auf, auf welche Weise sich die Beschäftigung mit Italien im Sinn einer offenen Wissenschaft auf Traditionen rückbesinnen oder sie in Frage stellen muss, um in fruchtbarer Form über disziplinäre und institutionelle Grenzen hinweg kommunikativ sein zu können. Sie plädieren für eine engagierte Literaturwissenschaft, die auf sehr unterschiedliche Weise gesellschaftliche Umbrüche und Krisen sowie deren Narrativierung bzw. Medialisierung zum Thema macht.

Die folgenden drei Beiträge vollziehen anhand einzelner Autoren und Gattungen eine Neuperspektivierung italianistischer Forschungsinteressen bzw. eine Relektüre kanonischer Texte in einem kulturwissenschaftlichen wie komparatistischen Sinn. Elisabeth Tiller, Stefano Brugnolo und Thomas Klinkert setzten sich so mit der Spezifik der italienischen Kultur unter den Vorzeichen neuer wissenschaftlicher Paradigmen wie denen der Faktualität und der Theatralität auseinander.

Der Videoclip über den Lyriker Valentino Zeichen ergänzt, samt einem Kommentar von Antonio Staude, dieses Spektrum in inhaltlicher wie medialer Hinsicht. Die Nummer soll so in Form eines breiten inhaltlichen und methodischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Panoramas nicht nur deutlich machen, wie sehr unsere Welt aus Texten gemacht ist. Sie will über eine Pluralität von Perspektiven aus unterschiedlichen Epochen auch einen Beitrag zur Hinterfragung von für selbstverständlich gehaltenen gesellschaftlichen Konventionen und sozioökonomischen Handlungszwängen leisten und dabei hier und da Gegenentwürfe andenken.

Die erste Nummer eines neuen Organs ist immer eine große Herausforderung, die ideeller, praktischer und finanzieller Unterstützung bedarf. Dafür danken wir stellvertretend Marc Föcking und Sabine Schrader. Für die graphische Umsetzung danken wir Gerhard Moser und Daniel Schneider, für die redaktionelle Mitarbeit Albert Göschl, Burglinde Hagert und Maria Kirchmair.

 

Gute Lektüre wünschen

Fabien Kunz-Vitali und Daniel Winkler

 

Institut für Romanistik,

Universität Hamburg/Innsbruck

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