Si può continuare a coltivare la futilità

e a giocare sull’orlo dell’abisso?
È successo altre volte che la storia salti una generazione.
(Romano Luperini, L’Unità, 18.2.2004)

Zur Idee von lettere aperte als Beitrag zur Suche nach Sinn und Form der Italienforschung

lettere aperte ist ein virtueller Raum für wissenschaftliche Beiträge, Versuche und Kontroversen zur italienischen Literatur und Kultur sowie deren Theoriebildung. Das Profil von lettere aperte umreißt der Titel in Form einer doppelten Forderung: die erkenntnistheoretisch-mediale Öffnung (‘offene Geisteswissenschaften’) sowie die Erneuerung der italienischen Kultur kreativ-polemischen Austausches (‘offene Briefe’). Beides soll an die gesellschaftliche Relevanz und Verantwortung der Wissenschaften erinnern.

Ausgangspunkt der Initiative war der Eindruck, dass es der in Europa vielfältigen Tradition der Auseinandersetzung mit Italien heute oftmals an Lebendigkeit fehlt, im Sinn einer Auseinandersetzung, die disziplinäre, akademische und nationale Grenzziehungen überwindet. Ein wesentliches Anliegen der Zeitschrift ist es so, die wissenschaftliche Debatte über elitäre Zirkel hinaus zu fördern sowie zwei isolierte Diskurse stärker miteinander in Dialog zu bringen und zu hinterfragen: einerseits die dominante ‘klassische’ italienische Philologie, die sich in die humanistische Tradition einschreibt und gegenüber neuen gesellschaftlichen Herausforderungen und wissenschaftlichen Perspektivierungen oft abwehrend reagiert, andererseits die poststrukturalistische Literaturwissenschaft, die sich vielfach auf rezente Epochen und nationale Theoriediskurse beschränkt.

lettere aperte will vor diesem Hintergrund in Form einer konzeptuell-medialen wie räumlich-institutionellen Öffnung ein Forum für einen kontroversen Austausch über theoretische und methodische Notwendigkeiten einer zeitgemäßen Auseinandersetzung mit Italien sein. Dies bedeutet nicht zuletzt auch ein In-Frage-Stellen von akademischen Bräuchen und Begriffen, das Ermitteln neuer und schließlich das Wiederentdecken vermeintlich unzeitgemäßer Positionen und Ansätze. Das Projekt will Raum bieten für weniger kanonisierte AutorInnen, Themen und Theorien sowie gleichzeitig eine Plattform für eine transnational ausgerichtete Italienforschung darstellen. Im Sinn einer radikalen Kontextualität sollen hier Fragen der Ästhetik und kulturellen Praxis verbunden und neben literarischen Prozessen auch kunst-, architektur-, theater- und medienwissenschaftliche Entwicklungen Platz finden, welche die europäische Kultur historisch wie gegenwärtig prägen.

lettere aperte versteht sich nicht zuletzt als ein Beitrag, den die mit Italien befassten Disziplinen heute zu leisten haben, um an einer öffentlichen Reflexion über den tiefgreifenden Wandel Europas, den die Prozesse der Glokalisierung sowie ganz konkret die jüngsten Krisen eindringlich verdeutlicht haben, wieder stärker zu partizipieren. In diesem Sinn will die Zeitschrift neben wissenschaftlichen Artikeln auch ausdrücklich Raum für intermediale wie audiovisuelle Beiträge sowie Interviews, Polemiken und Kritiken bieten.